Chapter Meeting „Rollen und Ressourcen in der agilen Perspektive“

1.jpgAm 1. Februar fand das erste Meeting des IIBA Germany Chapter im Jahr 2016 zu Gast bei der proventis GmbH in Köln statt. Die hier behandelten "Rollen und Ressourcen in der agilen Perspektive" sorgen immer wieder für kontroversen Gesprächsstoff, da es offensichtlich nicht den einen, richtigen Weg aus dem Lehrbuch gibt, sondern auch in agilen Umgebungen eine sehr sorgfältige Implementierung von Verantwortlichkeiten und Kapazitäten im Unternehmen unabdingbar ist.
Gerade die Kapazitäten, also die zeitlichen Verfügbarkeiten der beteiligten Ressourcen, stellen die Mitarbeiter in den Teams in der Realität vor große Herausforderungen. Norman Frischmuth, Geschäftsführer des Gastgebers proventis GmbH, Berlin, zeigte hierzu in seinem Vortrag zum Auftakt des Chaptermeetings, dass ein gut etabliertes Ressourcenmanagement auch und gerade in agilen Projekten erfolgskritisch ist. Und das gilt nicht nur für die Projekte und ihre Iterationen bzw. Sprints als solche, sondern insbesondere auch für die oftmals vorgelagerte initiale Business Analyse, mit deren Hilfe Projekte erst entstehen bzw. budgetiert werden können.
2.jpgDie Business Analyse als Vorprojekt oder Feasibility Study zum initialen Befüllen des Product Backlogs ist aus Sicht des Projektmanagers ein Teilprojekt, das ressourcentechnisch auf dieselbe Art und Weise wie das Hauptprojekt gemanaged werden sollte. Das heißt vor allem, dass die Business Analysten und die anderen Beteiligten, die in mehreren (Vor-)Projekten gleichzeitig engagiert sind, nicht überlastet werden dürfen, denn das führt unweigerlich zu Qualitätsverlusten. Im nachfolgenden Vortrag von Rainer Wendt, PMP, CBAP, dem Präsidenten des veranstaltenden IIBA Germany Chapters, wurde zunächst das International Institute of Business Analysis und sein Standardwerk zur Business Analyse, das BABOK, kurz vorgestellt. Die 2015 in der Version 3 erschienene Sammlung von Best Practises beinhaltet unter anderem auch eine agile Perspektive, in der die Rolle und die Aufgaben des Business Analysten in agilen Umgebungen beschrieben sind. Wendt stellte über diese Diskussion die These auf, dass im Scrum Umfeld Product Owner (PO) aus dem Fachbereich oftmals in einem Teilzeit-Dilemma stecken, sich also neben ihrem Tagesgeschäft zu wenig den PO-Aufgaben  widmen können. Abhilfe aus einem solchen Dilemma kann das Engagieren eines agilen Business Analysten bringen, der bei den typischen operationalen Aufgaben eines PO, wie der Backlog-Priorisierung und der Teilnahme an Scrum Zeremonien wie Sprint-Planning und –Review-Meetings, unterstützt bzw. größtenteils sogar übernimmt. Das letzte Wort muss beim PO aus dem Fachbereich bleiben, eine Meinung, die auf große Zustimmung bei den Anwesenden stieß.
3.jpgDr. Wolfgang Richter, Geschäftsführer der JIPP.IT GmbH aus Graz in Österreich, seines Zeichens bekannter Coach und Trainer im Bereich der agilen Softwareentwicklung und ebenfalls im klassischen Projektmanagement, in der Betriebswirtschaft und in der Psychologie akademisch ausgebildet, leitete seinen Vortrag mit einer sehr interessanten „Verheiratung“ des Agilen Manifesto mit dem BABOK ein. Sein Agiles Business Analysis Manifesto (siehe Folien) zeigt, dass die Grundwerte der Agilen Vorgehensweise perfekt die Ziele des BABOK unterstützen, wie die Formulierung eines Unternehmensbedarfs durch Interaktion zwischen den Beteiligten, und das Empfehlen von funktionierenden Lösungen, die Nutzen stiften und deshalb auch wirklich genutzt werden. Richter relativierte die Ausführungen von Wendt zur Rolle des Product Owners mit der Aussage von Ken Schwaber, dass es nur eine einzige Person  als Product Owner geben kann. In einer Gegenüberstellung und Bewertung zeigte und begründete er, dass ein Business Analyst am besten als Mitglied des eigentlichen Scrum Teams positioniert ist. In den cross-functional Scrum Teams können sich so Developer zu Business Analysten entwickeln und in enger Zusammenarbeit die besten Effekte erzielen, so Richter.
Den Bericht zur Veranstaltung können sie hier als PDF herunterladen.
Schon in den Pausen und schließlich auch im Ausklang der Veranstaltung gab es viele Diskussionen und Networking, neue Kontakte wurden geknüpft und erste Pläne für weitere Zusammenarbeit geschmiedet. In diesem Zusammenhang wies Rainer Wendt in seinem Schlusswort nochmals auf die nächste Veranstaltung des IIBA Germany Chapters am 3. März in Aachen hin, die ebenfalls den agilen Bereich adressiert. „Agile Anforderungen im IT Mittelstand“ fokussiert auf User Stories und Akzeptanzkriterien und wie man Änderungen im agilen Projekt ohne zusätzlichen Kosten ermöglichen kann.

Eine Möglichkeit zur kosten-freien Anmeldung und weitere Informationen finden Sie unter https://germany.iiba.org/ oder http://www.bitmi.de/php/evewa2.php?menu=019901&newsid=2870.